Die häufigsten Demenzformen und ihre Ursachen
Etwas zu vergessen oder nicht zu verstehen, ist normal. Wenn aber die Erinnerungen ans eigene Leben verschwinden, wir Familie und Freunde nicht mehr erkennen, kann eine Demenzerkrankung dahinterstecken. Mehr über die Ursachen, Symptome und häufigsten Formen der Demenz lesen Sie in diesem Artikel.
Kaum etwas ruft so viel Unsicherheit und Angst hervor wie die Diagnose Demenz. Allein in Deutschland leben der Alzheimer-Gesellschaft zufolge etwa 1,6 Millionen Menschen unter der Erkrankung, die sie vergesslich, langsam und unselbstständig macht. Die Symptome des geistigen Verfalls sind dabei genauso unterschiedlich wie die Ursachen. Demenz ist nämlich nicht gleich Demenz. Es ist der Sammelbegriff für verschiedene Formen und Krankheitsverläufe, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen möchten.
Welche Arten der Demenz gibt es?
Forscher unterscheiden zwischen primären und sekundären Demenzformen. Zur ersten Gruppe zählen die degenerative Demenz und die vaskuläre. Bei degenerativen Formen kommt es zu einer fortschreitenden Zerstörung von Nervenzellen. Von vaskulärer Demenz sprechen die Experten, wenn die Ursache auf Durchblutungsstörungen zurückzuführen ist.
Welche primären Demenzformen gibt es?
Mit Abstand am häufigsten kommen die degenerativen Formen vor. Sie haben ihren Ursprung direkt im Hirnareal und werden weder durch Medikamente noch äußere Faktoren wie Verletzungen ausgelöst. Degenerative Demenzarten sind nicht heilbar. Zu den primären Demenzerkrankungen zählen:
Die Alzheimer-Krankheit
Viele Menschen setzen Demenz mit der Alzheimer-Krankheit gleich. Das ist fachlich nicht richtig, der Irrglaube hat aber einen Grund: Die Alzheimer-Demenz (lateinisch Morbus Alzheimer) ist nämlich die meistverbreitete Form der Demenz und für 60 bis 70 Prozent aller Erkrankungen verantwortlich.
Was passiert bei Alzheimer-Demenz?
Es kommt zum schleichenden Verlust der kognitiven Fähigkeiten, der das Gedächtnis, das Denken, die Sprache und Orientierung beeinflusst. Das Zellsterben geht auf das Konto von Beta-Amyloid und Tau: Die beiden Eiweißstoffe entstehen durch Abbauprozesse im Gehirn und zerstören die Nervenverbindungen, weil sie sich als sogenannte Plaques in den Zellen ablagern. In der Folge schrumpft das Hirnvolumen um bis zu 20 Prozent und es kommt zu einer deutlichen Erweiterung der mit Flüssigkeit gefüllten Hirnkammern, den Ventrikeln.
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Was sind die Ursachen für eine Alzheimer-Krankheit?
Die Gründe, warum Menschen an Alzheimer erkranken, sind bis heute nicht vollkommen klar. Der Alzheimer-Gesellschaft zufolge ist es ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie dem Lebensalter (die Erkrankung taucht meist nach dem 65. Lebensjahr auf) und den Genen bzw. der familiären Veranlagung. Auch medizinische Ursachen – zum Beispiel Schilddrüsenunterfunktionen, Depressionen, Bluthochdruck oder Übergewicht – können eine Rolle spielen.
Ist eine Alzheimer-Krankheit behandelbar bzw. heilbar?
Alzheimer ist eine chronische Erkrankung und nicht aufzuhalten bzw. zu heilen. Medikamente wie Antidementiva aber verbessern die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und können die Symptome mildern. Auch nicht-medikamentöse Ansätze wie Psychotherapien, Selbsthilfegruppen, Gedächtnistrainings, Ergo- oder Physiotherapie helfen, die Selbstständigkeit im Alltag so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Ein verständnisvolles soziales Umfeld trägt ebenfalls dazu bei, das Wohlbefinden und die Stimmung der Betroffenen zu stabilisieren.
Mehr Informationen und Tipps zum Umgang finden Sie auch auf der Website der deutschen Alzheimer-Gesellschaft unter deutsche-alzheimer.de.
Vaskuläre Demenz
Etwa jeder fünfte Demenzkranke leidet an vaskulärer Demenz, auch Multi-Infarkt-Demenz genannt. Hier sorgen kleine, häufig aufeinanderfolgende Hirninfarkte oder Durchblutungsstörungen für ein Absterben von Gehirnzellen. Die vaskuläre Demenzerkrankung beginnt meist im höheren Lebensalter und geht mit nachlassender Leistungsfähigkeit, verändertem Verhalten und körperlichen Symptomen wie Gangstörungen, Problemen beim Sprechen, Wasserlassen etc. einher.
Was passiert bei vaskulärer Demenz?
Als häufigste Ursachen gelten wiederholte kleine Schlaganfälle und Hirnblutungen, die einen akuten Sauerstoffmangel (Hirninfarkt) auslösen. Schon kleine Infarkte oder geringe Blutungen können zu erheblichen Beschwerden führen.
Was sind die Ursachen für vaskuläre Demenz?
Weil die vaskuläre Demenz oft als Folge von Schlaganfällen auftritt, sind auch die Risikofaktoren dieselben. Das heißt, hohes Alter und ungesunde Lebensgewohnheiten spielen eine wichtige Rolle, ob wir die Krankheit bekommen oder nicht. Zu den Risikofaktoren gehören:
- Bluthochdruck
- Zu hohe Blutfettwerte
- Rauchen
- Diabetes
- Starkes Übergewicht, Bewegungsmangel
- Bestimmte Herzkrankheiten, zum Beispiel Vorhofflimmern
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Ist vaskuläre Demenz behandelbar bzw. heilbar?
Wie alle primären Demenzformen verläuft die vaskuläre Form chronisch und ohne Aussicht auf Heilung. Je nachdem, welche Risikofaktoren im Einzelfall vorliegen, verabreicht der Arzt zum Beispiel Medikamente gegen Bluthochdruck oder Vorhofflimmern. Die medikamentöse Behandlung ist in der Lage, die Symptome zu lindern. Auch Gedächtnis- und Orientierungsübungen können – wie bei Alzheimer – das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
Lewy-Körperchen-Demenz
Der deutsche Neurologe Friedrich Lewy hat 1912 entdeckt, wie Alpha-Synuklein-Eiweiße die Nervenzellen der Großhirnrinde angreifen. Die Lewy-Körperchen-Demenz sorgt – ähnlich wie Alzheimer – für Plaques-Ablagerungen in den Zellen und typische Begleiterscheinungen. Studien zufolge leiden etwa zehn Prozent der Demenzpatienten unter der Lewy-Körperchen-Demenz.
Morbus Pick bzw. Frontotemporale Demenz
Bei der Frontotemporalen Demenz (FTD) handelt es sich um eine eher seltene Form. Die auch Morbus Pick genannte Erkrankung bleibt oft lange unentdeckt. Weil eine übermäßige Anhäufung normaler Eiweißstoffe Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen zerstört, fallen Menschen mit einer Frontotemporalen Demenz zunächst mit aggressivem und unberechenbarem Verhalten auf. Erst im weiteren Verlauf kommt es bei der Pick-Krankheit verstärkt zu typischen Demenz-Symptomen.
Parkinson-Demenz
Die Parkinson-Demenz entwickelt sich in der Regel zehn bis 15 Jahre nach der Diagnose Morbus Parkinson. Auch hier sorgen Lewy-Körperchen für den fortschreitenden Verlust geistiger Funktionen. Die fließenden Übergänge zur Lewy-Body-Demenz machen es nicht leicht, die Demenzformen voneinander abzugrenzen, beide aber können Symptome wie Unaufmerksamkeit, Schläfrigkeit, Bewegungsstörungen und Halluzinationen auslösen.
Welche sekundären Demenzformen gibt es?
Der Ursprung der meisten Demenzerkrankungen liegt in degenerierten Nervenzellen oder Durchblutungsstörungen. Neben diesen primären gibt es auch die Gruppe der sekundären Demenzarten, die etwa neun Prozent aller Fälle ausmachen. Die Gründe für eine sekundäre Demenz liegen nicht im Gehirn selbst. Hier kann die Krankheit als Langzeitfolge bzw. Begleiterscheinung von Kopfverletzungen oder Tumoren auftreten.
Was sind die Ursachen für sekundäre Demenzformen?
- Stoffwechselerkrankungen
- Vitaminmangelzustände
- Chronische Vergiftungserscheinungen
- Unfälle, Kopfverletzungen, Schädel-Hirn-Traumata
- Depressionen
- Alkohol- und Medikamentenmissbrauch
Sind sekundäre Demenzformen behandelbar bzw. heilbar?
Als Folge einer Grunderkrankung bzw. eines äußeren Einflusses gelten sekundäre Demenzformen im Unterschied zu primären Demenzen als heilbar. Je nachdem, welche Krankheit ursächlich ist, können die Symptome mit entsprechenden medikamentösen oder konservativen Therapieansätzen behandelt werden.
Was sind die Ursachen für eine sekundäre Demenz?
Studien belegen ein um 33 Prozent höheres Demenzrisiko, wenn Stürze, Verkehrsunfälle oder Schläge gegen den Kopf in der Vergangenheit zu einem Schädel-Hirn-Trauma geführt haben. Selbst nach einer harmlosen Gehirnerschütterung steigt die Gefahr für gravierende Langzeitfolgen um 17 Prozent, wie Forscher der Universität Washington und Aarhus herausgefunden haben.
Korsakow-Syndrom
Der nächste Name, die nächste sekundäre Demenzform: Das Korsakow-Syndrom ruft starke Gedächtnisstörungen hervor, die meist aus starkem Alkoholkonsum entstehen. Los geht es oft mit unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit, bis schließlich das Kurz- und das Langzeitgedächtnis in Mitleidenschaft gezogen werden. Weil alkoholkranke Menschen keine oder nur wenig Nahrung aufnehmen, kommt es oft zu einem starken Vitamin-B12-Mangel, der zu Gehirnentzündungen – und letztlich starkem Gedächtnisverlust führt.