Flüssigseife oder Seife am Stück – was ist besser?
Schon in normalen Zeiten sollte Seife fest zu unserem Alltag gehören. Doch gerade während der Corona-Krise können wir uns die Hände gar nicht oft genug waschen. Aber helfen eigentlich alle Seifen gleich gut? Und kann man wirklich Bakterien und Viren einfach so wegwaschen? Wir haben eine Hygieneexpertin gefragt.
Saubere Hände brauchen saubere Seife
Ob im Supermarkt oder in der Drogerie, die Auswahl an Seife ist gigantisch. Zumindest wenn man nach dem Angebot an Düften und hautschonenden Zusätzen geht. Eigentlich aber lassen sich die Seifen vor allem in zwei Kategorien unterscheiden: flüssig oder am Stück. Da stellt sich die Frage: Gibt es hygienische Unterschiede zwischen den beiden Varianten? Sollte man von einer vielleicht sogar die Finger lassen, wenn man sich aktiv gegen Viren und Bakterien schützen will?
„Nein, im Normalfall ist es egal, in welcher Form die Seife genutzt wird“, sagt Sandra Korpusch, Fachkrankenschwester für Hygiene- und Infektionsprävention am Klinikum Bielefeld. Generell sei Seife kein guter Bakterien- und Virenträger, erklärt die Bielefelderin. „Im Normalfall“, „generell“, diese Worte lassen auf Einschränkungen schließen - oder?
Es gibt schon einiges zu beachten, zum Beispiel, wie die Seife aufbewahrt wird.
So sei es wichtig, das Tellerchen oder Schälchen, auf dem die Seife gelagert wird, regelmäßig zu reinigen, da sich dort sonst Viren und Bakterien sammeln könnten. Klingt nach einem Vorteil für die Flüssigseife. „Das kann man so nicht sagen“, erklärt Korpusch, „auch einen Flüssigseifenspender muss ich regelmäßig reinigen, damit sich in den Resten keine Bakterien sammeln.“
Wer diese Hygienemaßnahmen bisher vernachlässigt hat, muss sich laut der Fachkrankenschwester aber keine Sorgen machen. „In einem normalen Haushalt gibt es im Alltag keine Erreger an der Seife, die gefährlich werden. Da ist das Wichtigste, sich einfach nur regelmäßig die Hände zu waschen, mit Wasser und irgendeiner Seife. Allerdings mindestens 20 Sekunden lang.“ Im Krankenhaus sieht die Sache hingegen anders aus, hier kommen nur Desinfektionsmittel und Flüssigseife zum Einsatz. Auch bei Sandra Korpusch zu Hause gibt es nur Flüssigseife, „weil ich mich damit einfach wohler fühle“, sagt die Fachkrankenschwester.
Desinfizieren ist manchmal die bessere Wahl
Gerade in der Corona-Krise nutzen viele von uns auch zu Hause Desinfektionsmittel, um die Hände frei von Viren zu halten. Wäre das nicht im Vergleich zur Seife generell die bessere Wahl? „Auch hier kann ich nur sagen: Nein, Seife reicht, da das Coronavirus schon durch das Waschen der Hände inaktiviert wird“, sagt Sandra Korpusch.
Allerdings gebe es tatsächlich eine Ausnahmesituation, in der sie dringend zum Griff zur Händedesinfektion rät, nämlich wenn jemand im Haushalt eine infektiöse Magen-Darm-Erkrankung hat. Seife reiche dann nicht, um etwa das Norovirus zu vernichten. „Man sollte dann auch nicht irgendein Desinfektionsmittel nehmen, sondern sich ein spezielles aus der Apotheke besorgen“, sagt Korpusch. „Zudem kann ich nur empfehlen, einen Mundschutz oder ein Tuch über Mund und Nase zu tragen, wenn man etwa Erbrochenes aufwischen muss, denn der Norovirus ist auch über die Luft übertragbar“, so die Hygieneexpertin. „Dank Mundschutz und Desinfektion war ich bei solchen Erkrankungen oft die Einzige, die sich nicht angesteckt hat.“
Handschuhe sind nicht notwendig
Handschuhe seien im Alltag hingegen nicht notwendig, um sich zu schützen. Im Gegenteil. Laut Sandra Korpusch verleiten sie eher dazu, sich seltener die Hände zu waschen und weniger achtsam zu sein. „Corona und andere Erreger gehen nicht durch die Haut, darum ist der Kontakt mit der Haut an sich erst mal nicht gefährlich“, so die Fachkrankenschwester. Erst wenn sie mit Mund, Nase oder Augenschleimhaut in Kontakt kommen, dringen sie in den Körper ein. Dabei spielt keine Rolle, ob der Virus auf einem Handschuh oder der Haut sitzt. Statt sich also in falscher Sicherheit zu wiegen, sei es besser, sich so oft wie möglich die Hände zu waschen. Natürlich mit Seife. Egal ob am Stück oder flüssig.