Das Blutbild und die Bedeutung seiner Werte
Blut ist lebensnotwendig: Es transportiert Sauerstoff und wichtige Nährstoffe von Kopf bis Fuß durch den Körper. Möglich machen dies kleine Helfer: die Blutzellen. Sie sind permanent darüber informiert, was im Körper passiert und wie es ihm geht. Ein Blutbild untersucht diese Blutzellen – und liefert uns somit wichtige Informationen über den persönlichen Gesundheitszustand.
Ein kleiner Piks und das Blut läuft Tropfen für Tropfen in ein Abnahmeröhrchen. Nach kurzer Zeit ist die Blutabnahme beim Hausarztschon wieder vorbei. Pflaster darauf, fertig! Für das abgenommene Blut geht die Reise anschließend ins Labor. Dort angekommen, wird die rote Flüssigkeit genau unter die Lupe genommen. Herauskommt ein detailliertes Abbild des Blutes, das Aufschluss gibt über den körperlichen Zustand eines Menschen.
Welche Werte enthält das Blutbild?
Das Laborergebnis macht sich in der Folge auf den Weg zurück zum Hausarzt und zeigt ein Blutprofil mit unterschiedlichen Werten:
- Erythrozyten: Sie sind auch als rote Blutkörperchen bekannt und nehmen mit 99 Prozent den größten prozentualen Anteil der Zellen im Blut ein.
- Hämoglobin: Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin beschreibt ein Protein, das verantwortlich für die Farbe des Blutes ist.
- Leukozyten: Die weißen Blutkörperchen entstehen im Knochenmark und sind zuständig für den Schutz vor bakteriellen Infektionen.
- Thrombozyten: Sie transportieren Sauerstoff und stellen die Blutplättchen des Blutes dar.
- Lymphozyten: Sie haben die Aufgabe, den Körper vor Bakterien zu schützen.
- Granulozyten: Die wichtigen Helfer des Immunsystems wehren Infektionen ab.
Welche einzelnen Werte auf der Liste stehen? Das hängt davon ab, ob der Arzt ein kleines oder großes Blutbild in Auftrag gegeben hat.
Was ist im kleinen und was im großen Blutbild enthalten?
Blut trägt alle lebenswichtigen Inhaltsstoffe. Ein Erwachsener beispielsweise besitzt bis zu sechs Millionen Erythrozyten und bis zu 8.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut. Jeder Bestandteil hat dabei eine eigene Aufgabe zu erfüllen. Eine Blutuntersuchung analysiert diese Zellen – ihre Werte sind im kleinen und großen Blutbild aber unterschiedlich. Wichtige Werte im kleinen Blutbild sind:
- Die roten und weißen Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten)
- Blutplättchen (Thrombozyten)
- Roter Blutfarbstoff (Hämoglobin)
- Volumenanteil der roten Zellen im Blut (Hämatokrit)
- Das mittlere Zellvolumen eines roten Blutkörperchens (MCV)
- Die mittlere Konzentration vom Blutfarbstoff Hämoglobin eines einzelnen roten Blutkörperchens (MCH, HbE)
- Mittlerer Hämoglobin-Wert von allen Erythrozyten (MCHC)
Auch das große Blutbild enthält die Werte des kleinen. Hinzu kommt jedoch das sogenannte „Differenzialblutbild“. Während das kleine Blutbild nur die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen misst, beinhaltet das große Blutbild weitere Blutwerte über die unterschiedlichen Typen der Leukozyten, also der weißen Blutkörperchen. Dazu zählen:
- Neutrophile Granulozyten: Fresszellen, die Erreger aufnehmen
- Eosinophile Granulozyten: bekämpfen unter anderem Parasiten
- Basophile Granulozyten: sind unter anderem für allergische Reaktionen verantwortlich
- Monozyten: aktivieren Zellen zur Abwehr
- Lymphozyten: können beispielsweise Antikörper gegen Erreger bilden
Wann ist es notwendig, ein Blutbild zu machen?
Ein kleines Blutbild gehört zu den Routineuntersuchungen und wird beispielsweise zur Gesundheitsvorsorge, bei einem Verdacht auf Blutarmut (Anämie) oder vor Operationen vorgenommen. Stehen unter anderem akute oder chronische Infektionen im Raum, wird ein großes Blutbild gemacht.
Folgende Anzeichen können eine Blutuntersuchung nötig machen:
- Müdigkeit
- Antriebslosigkeit
- Atemnot
- Erschöpfung
- Kopfschmerzen
- Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen
- Appetitlosigkeit
- Schwindelanfälle
Auch bei einem Verdacht auf Mangelzustände (zum Beispiel für Hinweise auf einen Mangel von Vitamin B12) oder Krankheiten – darunter Magen-Darm-Erkrankungen – sowie bei wiederkehrenden Infektionen oder Übergewicht ist eine Blutuntersuchung notwendig.
Welche Aufschlüsse kann die Blutuntersuchung geben?
Die einzelnen Blutwerte können zu niedrig, oder auch zu hoch ausfallen. Die konkreten Werte eines kleinen Blutbildes können Aufschluss geben über mögliche Infektionen, Entzündungen oder Mangelerscheinungen (beispielsweise einen B12-Mangel) sowie Störungen der Blutgerinnung oder Blutarmut. Zudem können die Ergebnisse auf mögliche Krebserkrankungen hindeuten.
Sind die Werte auffällig, folgt ein großes Blutbild, um konkrete Aussagen über Krankheiten machen zu können. Dieses gibt Hinweise auf mögliche Entzündungen, virale und bakterielle Infektionen, Allergien und Parasiten oder auch Autoimmunerkrankungen.
Ein Blutbild ist allerdings auch immer nur eine Momentaufnahme. Daher müssen Sie sich nicht verrückt machen, wenn sich bei Ihnen Abweichungen von den Normalwerten ergeben sollten. Viele Faktoren haben Einfluss auf unsere Blutwerte, wie zum Beispiel die Einnahme von Medikamenten, unsere Ernährung, körperliche Belastung oder Stress. Ihr Arzt wird mit Ihnen besprechen, ob eine erneute Blutabnahme erforderlich ist, um die Werte im Blick zu behalten.
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Welche Medikamente beeinflussen das Blutbild?
Die Einnahme bestimmter Medikamente kann Auswirkungen auf das Blutprofil haben. Die Werte der weißen Blutkörperchen beziehungsweise Leukozyten können zum Beispiel zu niedrig ausfallen, wenn ein Patient Antibiotika, Schmerzmittel, Blutdruckmittel wie Betablocker, Schilddrüsenblocker, Beruhigungsmittel oder auch Chemotherapie-Medikamente (auch Zytostatika genannt) einnimmt. Daher ist es wichtig, den Arzt über die Medikamenteneinnahme zu informieren, bevor ein Blutprofil angefertigt wird.
Muss ein Blutbild nüchtern gemacht werden und warum?
Es ist nicht zwingend erforderlich, für das kleine oder große Blutbild „nüchtern“ zur Blutabnahme zu kommen. Der Grund: Es werden die Blutzellen untersucht – eine vorherige Nahrungsaufnahme beeinflusst ihre Werte nicht wesentlich. Aber: Eine Blutabnahme umfasst meistens zwei Blutproben. Eine fürs Blutprofil, und die andere fürs Blutserum (der flüssige Bestandteil des Blutes).
Für die Untersuchung des Blutserums ist es hingegen wichtig, nüchtern zu erscheinen, damit zum Beispiel Blutzucker- und Cholesterinwerte nicht verfälscht werden. Aber was bedeutet „nüchtern sein“ überhaupt? Vor der Blutabnahme sollten Sie acht bis 12 Stunden nichts essen und auf Milch sowie Alkohol zu verzichten, Wasser ist erlaubt. Klären Sie am besten individuell mit Ihrem Arzt ab, ob Sie vor einer Blutabnahme etwas essen dürfen.
Welches Blutbild zahlt die Krankenkasse?
Ordnet der Arzt im Rahmen einer Untersuchung oder bei einem Verdacht auf eine Erkrankung ein Blutbild an, werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen. Liegen keine Beschwerden vor, sind die Kosten selbst zu tragen.
Im Rahmen des Gesundheits-Check-Ups können Versicherte ab 18 bis 34 Jahren einmalig und ab 35 Jahren alle drei Jahre eine Blutuntersuchung wahrnehmen.