Voller Tatendrang oder große Trägheit? Was uns antreibt und was Motivation bedeutet
Sei es die Auseinandersetzung mit dem Wecker. Der Weg zur Arbeit. Oder der Akt, sich die Sportschuhe anzuziehen, etwas gänzlich Neues auszuprobieren und sich Herausforderungen zu stellen: Situationen, in denen wir uns entscheiden müssen, ob wir aktiv werden, begegnen uns im Leben ständig. Wie wir uns entscheiden, das hängt maßgeblich von der Motivation ab.
Motivation leitet sich von Motiv ab, also den Gründen, weshalb wir etwas tun – oder eben nicht. Sie beschreibt die Bereitschaft, unseren inneren Motor, nach dem wir unser Leben gestalten. Mit welcher Intensität und in welche Richtung sie ausschlägt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Denn Motivation ist vor allem eines: Kopfsache.
Die Schalter im Gehirn
Kennen Sie ihn? Den inneren Schweinehund, der es sich im Kopf gemütlich macht und Sie davon abhält, Rechnungen zu sortieren, zum Wischmopp zu greifen oder endlich das Instrument zu lernen, auf das man eigentlich schon seit einer gefühlten Ewigkeit schielt. Er stört unseren Tatendrang und ist ein ungebetener Gast, da er entscheidende Anreize im Gehirn blockiert. Wer ihn aber überwindet, der aktiviert den inneren Antrieb: Zahlreiche Hormone werden freigesetzt, die uns in einen positiven Erregungszustand versetzen (mehr zum Hormonhaushalt und die Auswirkung auf Motivation lesen Sie in diesem Artikel).
Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von sogenannter „Affektantizipation“: der Erwartung, dass unsere Handlungen und Bemühungen von Erfolg gekrönt sind – und dass wir uns dadurch besser fühlen. Stellt sich nur die Frage: Wann hat der innere Schweinehund Pause?
Was bedeutet intrinsische Motivation?
Sie haben Ihre Rechnungen schon sortiert und die Wohnung blitzeblank geputzt, um sich in den eigenen vier Wänden wieder wohlzufühlen? Dann treibt sie intrinsische Motivation an. Wer von sich aus Spaß an der Sache mitbringt und persönlichen Nutzen in dem entdeckt, was er tut, folgt seinem inneren Antrieb.
Studien zufolge gilt intrinsische Motivation als maßgeblicher Faktor für die eigene Kreativität, flexibles Denken und Lernbereitschaft – und sie belohnt das Gehirn mit mehr Glücksgefühlen als Aufgaben, die wir nicht aus eigener Willenskraft erfüllen. Ein Beispiel: Gehen Sie ins Fitnessstudio, weil Sie überzeugt davon sind, Ihre Gesundheit zu fördern und den Muskeln beim Wachsen zusehen zu können – oder aus dem gesellschaftlichen Druck heraus, dass es alle machen, Sie von Ihren Freunden mitgeschleppt werden und sich zu Laufband und Hantel genötigt fühlen? Ersteres lässt Sie sehr wahrscheinlich länger am Ball bleiben.
Was ist man extrinsisch motiviert?
Zurück zum Stapel Rechnungen und zum Wischmopp. Ihr Wohlbefinden war doch nicht der Ansporn – stattdessen sind es die Gäste, die Sie am Abend erwarten und für die es Zuhause besser nicht wie im Hundestall aussehen sollte. In diesem Fall sind Sie nicht intrinsisch, sondern extrinsisch motiviert: Nicht immer tun wir das, was wir möchten, sondern das, was wir glauben tun zu müssen.
Das ist per se nichts Verwerfliches, die Wohnung wird ja trotzdem sauber. Ebenso wie der innere Antrieb halten uns auch äußere Einflüsse auf Trab. Wenn wir morgens zur Arbeit fahren, dann vielleicht nicht immer aus Spaß an der Arbeit, sondern weil der Chef uns im Büro erwartet, wir bei unangekündigtem Urlaub den Job verlieren könnten – und weil wir auf den Gehaltscheck am Ende des Monats angewiesen sind.
Externe Faktoren wie diese motivieren uns, den Pflichten des Alltags nachzukommen und uns unserem Umfeld anzupassen. Im Sport oder auf der Karriereleiter kann extrinsische Motivation zudem ein hilfreiches Ventil sein, um auf Hochtouren zu laufen und die Leistung zu steigern: Aus dem Wettbewerb mit anderen lässt sich die Kraft ziehen, an sich zu arbeiten, benötigte Fähigkeiten zu verbessern, Ziele zu erreichen und Erfolge zu feiern.
Antriebslosigkeit kann Anzeichen für Depression sein
Motivation ist für Sie ein Fremdwort? Sie fühlen sich schlapp, müde, antriebslos? Nicht immer finden wir die Motivation, die uns anspornt und munter durch den Tag bringt. Wenn wir weder intrinsisch noch extrinsisch angeregt sind, herrscht plötzlich Stillstand im Kopf. Wir kommen nicht aus dem Bett, haben keine Lust, etwas zu unternehmen – und ebenso wie die Wohnung verwahrlost im schlimmsten Fall die eigene Gesundheit.
Antriebslosigkeit und fehlende Motivation können Anzeichen für eine Depression sein, an der laut Stiftung Gesundheitswissen etwa zwölf Prozent der deutschen Bevölkerung im Laufe des Lebens erkranken. Wer merkt, dass er in ein tiefes Loch fällt und selbst für alltägliche Handgriffe keine Kraft mehr aufwenden kann, sollte sich ärztliche Hilfe suchen. Therapeuten unterstützen dabei, die persönliche Motivation wiederzufinden, neue Begeisterung zu entfachen – und die Gedanken wieder in die richtige Bahn zu lenken.
Erste Hilfe bei psychischen Erkrankungen
Die Heimat Krankenkasse unterstützt Sie bei Krankheiten wie Depression mit gesetzlichen Leistungen für psychotherapeutische Behandlungen. Gemeinsam mit dem bundesweiten, ärztlichen Bereitschaftsdienst werden Sprechstunden vermittelt, um dem andauernden Stimmungstief und der Antriebslosigkeit in weiterführenden Gesprächen auf den Grund zu gehen.
Auch Übermotivation kann der Gesundheit schaden
Andere wiederum können vor lauter Motivation kaum die Füße stillhalten. Sie stürzen sich für die Karriere nächtelang in Arbeit, statt den Feierabend zu genießen. Sie sprinten sofort los und legen einen Marathon hin, statt sich erst einmal aufzuwärmen und die Grenzen der eigenen Kondition zu berücksichtigen. Voller Tatendrang und Elan steht der Motivationszeiger auf Anschlag. Aber Vorsicht: Auch Übermotivation kann zu gesundheitlicher Schieflage führen. Burn-out, Sportverletzungen und dauerhafter Stress durch zu hohe Ansprüche können die Folge sein, wenn wir uns zu viel zumuten.
Die richtige Balance finden
Ob intrinsisch oder extrinsisch, demotiviert oder übermotiviert: Motivation spielt sich immer im Kopf ab und bestimmt maßgeblich unsere Entscheidungen, Handlungen und unser persönliches Wohlbefinden. Die Kunst liegt darin, die richtige Balance aus Antriebslosigkeit und Übereifer zu finden – und sich nicht nur auf äußere Einflüsse, sondern auch auf die innere Stimme, eigenen Stärken und Ziele zu besinnen. So lebt es sich gesünder. Und mit gesunder Motivation verwandelt sich sogar der Wecker am frühen Morgen wieder in einen Ansporn, den anstehenden Tag voll und ganz zu nutzen. Nur der innere Schweinehund, der darf ruhig weiterschlafen!