Welche Sportart ist die richtige für mein Kind?
Kinder bewegen sich von Natur aus gerne. Rennen, springen, Fahrrad fahren, toben – es kann meist nicht schnell und wild genug sein. Eltern können von klein auf diesen Bewegungsdrang unterstützen und damit sportliche Aktivitäten fördern. Doch welche Sportart ist die richtige für welches Alter? Wir haben eine Expertin gefragt.
Ab welchem Alter können Kinder mit sportlichen Aktivitäten starten?
Im Prinzip in jedem Alter. Für die ganz Kleinen eignet sich zum Beispiel Babyschwimmen. Danach ist Kinderturnen eine gute Möglichkeit, spielerisch mit Sport zu beginnen. Wichtig ist, dass die Kurse von kompetenten Übungsleitern und altersgerecht durchgeführt werden. Auch im Alltag kann man von Anfang an den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern unterstützen und sie zum Beispiel nicht den ganzen Tag in der Babyschale oder im Laufstall »wegsperren«, sondern sichere, großzügige Bewegungsräume schaffen.
Warum ist Sport schon im Kleinkindalter wichtig?
Weil Kinder durch Bewegung lernen. Das ist sicherlich einer der wichtigsten Aspekte. Dabei geht es weniger um das Erlernen motorischer Fähigkeiten, sondern vielmehr um das soziale Miteinander und um kognitive Reize, die zum Beispiel das räumliche Denkvermögen fördern. Das Gehirn wird bei Bewegung vermehrt durchblutet und die geistige Leistungsfähigkeit gesteigert. Aber letztlich werden alle Organsysteme angesprochen: Immunsystem, Herz-Kreislauf-System, Bewegungsapparat. Bewegung ist die Basis für eine gesunde Entwicklung.
Wie bringe ich meinem Kind Sport und Bewegung näher?
Eltern sind die größten Vorbilder. Wenn sie selber aktiv sind, ihr Kind mitnehmen und für genügend Angebote sorgen, leben sie ihren Kindern die Bewegung als Selbstverständlichkeit vor. Dann sind sie der größte Motivator und Sport wird nicht als Pflichtprogramm angesehen.
Welche Sportarten sind besonders gut für die Entwicklung von Kindern?
Im Prinzip eignet sich jede Sportart. Natürlich sollte sie dem Alter entsprechen (siehe unten). Ballsportarten oder Reiten sind noch nichts für Kleinkinder. Und der Spaß sollte für das Kind im Vordergrund stehen. Oft ist es für Kinder auch wichtig, in welchem Sportverein die Freunde aus Kindergarten oder Schule sind. Eltern sollten ihr Kind möglichst viel ausprobieren lassen. Aber auch Draußenspielen und Fahrradfahren sind wichtig.
Wie viel sportliche Aktivität ist gut und wann überfordere ich mein Kind?
Im Prinzip können Sie Ihren Nachwuchs nicht überfordern. Denn Kinder entwickeln in der Regel ein eigenes Körpergefühl und hören von selbst auf, wenn es ihnen zu viel wird. Eltern sollten allerdings keinen Leistungsdruck aufbauen, im Sinne von überambitionierten Eislaufmüttern oder verbissenen Tennisvätern. Sport soll Spaß machen. Generell lautet meine Empfehlung: immer auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ruhe und Aktivität achten!
Wie reagiere ich, wenn mein Kind in einer Sportart besonders begabt ist?
Hier gilt genauso das Motto: fördern und fordern, aber nicht überfordern. Suchen Sie einen guten Verein und bleiben Sie im Austausch mit den Trainern. Allerdings erfolgt die motorische Entwicklung extrem schnell und sehr unterschiedlich. Daher wird allgemein empfohlen, Kinder bis zum 10. Lebensjahr hinsichtlich ihrer motorischen Kompetenzen sehr breit zu fördern. Erst danach macht eine Spezialisierung Sinn. Auch ein Fußballer profitiert vom Turnen.
Interview mit Christine Graf, Professorin für Sport- und Ernährungsmedizin an der Sporthochschule in Köln. Sie leitet dort die Abteilung für Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit dem Schwerpunkt Kinder.
Altersempfehlungen
Ab 1 Jahr
Kinderturnen,
Babyschwimmen
Ab 3 Jahren
Kindertanzen,
Skifahren
Ab 4 Jahren
Schwimmenlernen, Ballett, Fußball
Ab 5 Jahren
Leichtathletik,
Tennis
Ab 6 Jahren
Judo/Karate
Ab 7 Jahren
Basketball,
Handball
Ab 8 Jahren
Reiten,
Klettern