Wie die häufigsten Wechseljahresbeschwerden gelindert werden können
Wann kommen erste Anzeichen und welche Rolle spielen Hormone? Gynäkologe Dr. Sebastian Kraus verrät außerdem die besten Tipps gegen häufige Beschwerden.
Wechseljahre sind eigentlich ganz einfach erklärt: Sie bezeichnen bei Frauen die Übergangsphase von der Fruchtbarkeit hin zu der Lebensphase, in der eine Schwangerschaft sehr unwahrscheinlich wird. Wer diese Phase allerdings im Detail verstehen möchte, muss sich mit der Veränderung der weiblichen Geschlechtshormone beschäftigen. Hier wird es dann wesentlich komplizierter und individueller. Die hormonelle Umstellung wirkt sich nämlich auf den gesamten Körper aus und kann unterschiedliche Wechseljahresbeschwerden hervorrufen. Symptome und Ausmaß können sich außerdem je nach Phase der Wechseljahre und von Frau zu Frau stark unterscheiden.
Während die Wechseljahre für einige Frauen problemlos verlaufen, hat jedoch etwa jede dritte Frau nach Eintritt der Menopause – der letzten regelmäßigen Blutung – körperliche Beschwerden. Wie die häufigsten Beschwerden gelindert werden können, erklärt Gynäkologe Dr. Sebastian Kraus im Video.
Ab wann kommen die Wechseljahre?
In die Wechseljahre kommen Frauen meist zwischen 45 und 55 Jahren. Jedoch kann es auch vorkommen, dass die körperlichen Veränderungen früher und somit vorzeitige Wechseljahre eintreten. Durch die Veränderung der weiblichen Hormone und den Abfall der Östrogenproduktion kommt es bei manchen Frauen also auch schon früher zu Gesundheitsbeschwerden.
Was sind die ersten Anzeichen für die Wechseljahre?
Der weibliche Körper verringert allmählich die Produktion des GeschlechtshormonsÖstrogen. Die monatlichen Blutungen werden in der Folge weniger und bleiben irgendwann ganz aus. Daran lässt sich der Beginn am sichersten erkennen. In der Folge können dann auch die folgenden, typischen Beschwerden auftreten:
Gelenkschmerzen:
Bereits ab dem 35. Lebensjahr nimmt die Muskelmasse bei Frauen ohne Training langsam ab. Mit zunehmendem Alter verstärkt sich dieser Prozess und ist die Hauptursache für Gelenkbeschwerden im ganzen Körper. Vor allem Rückenschmerzen treten vermehrt auf.
Der Östrogenmangel in den Wechseljahren sorgt zusätzlich für eine verminderte Durchblutung der Muskeln und Gelenke sowie eine Abnahme der Kollagenproduktion und Gelenkflüssigkeit, was sich durch Schmerzen bei der Bewegung bemerkbar macht. Auch kann die Ursache von Gelenkschmerzen an einem gesteigerten Schmerzempfinden liegen, da durch den Abfall der Östrogene eine verminderte Freisetzung von Endorphinen stattfindet, die wichtig für die Schmerzregulierung sind.
Schlafstörungen:
Grundsätzlich verändert sich der Schlafrhythmus mit zunehmendem Alter und Schlafstörungen treten häufiger auf. Sie können jedoch auch Folge der Wechseljahre sein. Das liegt jedoch meist nur indirekt an den hormonellen Veränderungen. Eine häufige Ursache für Einschlaf- oder Durchschlafstörungen sind Schweißausbrüche, die mit Hitzewallungen verbunden sind. Einige Frauen können gerade in der Anfangsphase der Wechseljahre nachts nur schwer einschlafen und wachen wegen nächtlicher Schweißausbrüche auf. Zudem verkürzt die abnehmende Östrogenaktivität in den Wechseljahren die Tiefschlafphase auf vier Stunden. Das ist häufig auch der Grund dafür, dass sich Frauen in den Wechseljahren erschöpft fühlen.
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Hitzewallungen und Schweißausbrüche:
Frauen berichten nach dem Eintritt der Menopause häufig von zunehmenden und plötzlichen Hitzewallungen. Meist kündigen sich diese durch leichten Druck im Kopf und Unbehagen an, die sogenannte aufsteigende Hitze. Danach breitet sich in kürzester Zeit eine Hitzewelle über Gesicht, Hals und Oberkörper aus. Das Gesicht rötet sich und es folgt ein Schweißausbruch. Wie zuvor beschrieben, passiert dies oft nachts und kann die Tiefschlafzeit beeinträchtigen.
Dem starken Schwitzen kann vorgebeugt werden. Eine angenehme Temperatur in Räumen – vor allem im Schlafzimmer von 16 bis 18 Grad – ist förderlich für einen entspannten Schlaf. Luftige Kleidung beim Schlafen und Textilien aus Naturfasern sind von Vorteil. Regelmäßiger Kaffee- und Alkoholkonsum sowie Rauchen kann die Probleme verstärken.
Auch traditionelle Heilpflanzen wie Salbei können hilfreich sein. Die ätherischen Öle im Salbeitee hemmen die Nervenenden der Schweißdrüsen, die so weniger Schweiß produzieren. Natürliche Hausmittel wie Hopfen, Baldrian oder Frauenmantel gelten als bewährte Naturheilmittel in den Wechseljahren. Die am besten untersuchten pflanzlichen Mittel sind Soja-Präparate. Sie haben eine positive Wirkung beistarken Beschwerden.
Herzrasen:
Hitzewallungen bewirken bei manchen Frauen heftiges Herzklopfen. Tritt dies nur gemeinsam auf, ist es häufig harmlos. Ansonsten sollte ärztlich abgeklärt werden, ob weitere Untersuchungen erforderlich sind. Rituale vor dem Einschlafen wie ein Abendspaziergang oder Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga können die Nachtruhe fördern. Dies beugt zudem Herz-Kreislauf-Krankheiten vor.
Blähungen und Verdauungsbeschwerden:
Der Rückgang der Östrogene kann zu Darmträgheit und Verstopfung führen. Helfen können hier Ballaststoffe aus Nüssen, Samen und Gemüse. Sie fördern die Verdauung. Auch Getreidebrei, Joghurt oder Quark sind hilfreich. Weißmehlprodukte, Schokolade oder Bananen sollten hingegen eher gemieden werden, wenn bereits Probleme bestehen.
Stimmungsschwankungen:
Auch psychische Beschwerden sind keine Seltenheit nach dem Eintritt der Menopause. Sie sind ebenfalls mit den hormonellen Veränderungen verbunden, die die Gefühlswelt beeinflussen. Ein Progesteron- und Östrogenmangel kann sich auf die Psyche auswirken und auch Änderungen der Lebensumstände, welche in dieser Zeit häufiger vorkommen, können die Stimmung negativ beeinflussen. Depressive Verstimmung, Reizbarkeit und Nervosität können Symptome sein.
Innere Unruhe:
Die Wechseljahre fallen zeitlich mit einer Lebensphase zusammen, in der auch allgemeine Folgen und Umbrüche des Älterwerdens und emotionale Veränderungen stattfinden. Somit lassen sich nicht alle Gesundheitsbeschwerden wie eine allgemeine innere Unruhe auf hormonelle Veränderungen zurückführen.
Gewichtszunahme:
Nicht nur Frauen, sondern auch Männer werden mit zunehmendem Alter oft etwas fülliger. Mit den Jahren sinken Kalorienbedarf und Energieverbrauch, die Muskelmasse verringert sich. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, viel Bewegung und ausreichend Erholung helfen, das Gewicht zu halten oder wieder abzunehmen. Eine Gewichtszunahme während der Wechseljahre ist somit zunächst völlig normal.
Zyklusstörungen:
Bevor die Periode ganz ausbleibt, verändert sie sich im Verlauf der Wechseljahre. Zu Anfang kann sich der Abstand auf circa 21 Tage verkürzen und die Intensität der Blutung stark schwanken. In der späteren Phase der Wechseljahre vergrößert sich der Abstand zwischen den Blutungen deutlich und die Intensität nimmt meist zu.
Scheidentrockenheit:
Die Östrogene übernehmen im Körper neben ihrer Funktion für Schwangerschaft und Zyklus auch noch eine Schutzaufgabe. Östrogene sorgen für eine bessere Durchblutung und eine schnelle Zellerneuerung. Fehlen nun einige dieser Hormone, werden Schleimhäute im Intimbereich entsprechend trockener und anfälliger für Juckreiz und Brennen. Gels und Cremes können hier für Linderung sorgen.
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Doch auch ohne Behandlunglassen Symptome wie Schweißausbrüche, Gelenkschmerzen oder Verstimmtheit bei fast allen Frauen mit der Zeit wieder nach.
Viele der betroffenen Frauen benötigen zudem häufiger Vitamin-D-Präparate, da der Körper nicht mehr so gut in der Lage ist, das benötigte Vitamin D selbst aufzunehmen. Bei Unsicherheiten und Problemen ist es immer ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um sich beraten zu lassen. Manchmal werden auch Medikamente verschrieben, die helfen können.
Neben speziellen Medikamenten können aber auch pflanzliche Wirkstoffe verschiedene Beschwerden wie Hitzewallungen oder Unruhe lindern. Mönchspfeffer hemmt beispielsweise die Prolaktin-Produktion und gleicht so den Hormonhaushalt an den niedrigeren Östrogenspiegel an. Bestimmte Inhaltsstoffe der Traubensilberkerze docken wiederum aufgrund ihrer besonderen Struktur an Östrogen-Rezeptoren an und lindern so ebenfalls Beschwerden wie starkes Schwitzen.
Wenn alle üblichen Behandlungsmethoden mit pflanzlichen Wirkstoffen und klassischen Medikamenten ausgeschöpft sind, jedoch weiterhin starke Schmerzen bestehen, kommt eventuell eine individuelle Hormonersatztherapie infrage. So kann wieder eine passende Hormonbalance im Körper hergestellt werden. Sowohl die Einnahme pflanzlicher Wirkstoffe als auch eine mögliche Hormonersatztherapie muss jedoch immer ärztlich abgeklärt werden.
Aktivitäten und Bewegung:
Sport und Bewegung können bekanntlich Wunder bewirken. Sie helfen nicht nur bei Wechseljahresbeschwerden, sondern fördern den Stressabbau und sorgen für bessere Laune. Viele Frauen probieren zudem Entspannungstechniken, Atemtraining, Meditation oder Yoga aus. All das tut demHerz-Kreislauf-System gut und verbessert das allgemeine Wohlbefinden.
Ernährung:
Um Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, empfiehlt sich eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Omega-3-Fettsäuren, die beispielsweise in Fisch enthalten sind, schützen Herz und Arterien. Auch gesunde Öle mit hohem Gehalt an gesunden Fettsäuren und wertvollen Pflanzenstoffen wie Oliven- und Leinöl sind empfehlenswert.
Eine proteinreiche Ernährung ist in den Wechseljahren ideal. Lebensmittel, die tierische oder pflanzliche Eiweiße enthalten, fördern den Erhalt der Muskeln und verhindern ihren Abbau.